Unsere Warmblutzucht

Seit mehr als 50 Jahren werden in der Familie Coenen aus Titz-Höllen, heute Bergheim, Warmblutpferde gezüchtet. Dieter Coenen, seit frühester Jugend begeisterter Reiter und durch die Landwirtschaft schon immer mit dem Pferd verbunden, begann Ende der 60-er Jahre mit dem Aufbau der Pferdezucht.

Tochter Antje Coenen-Hons setzt diese Tradition fort.

Verschaffen Sie sich auf unserer Internet-Seite einen Überblick über den Stamm der "Anthea", der von uns seit damals gepflegt wird.

 

Horst Ense, langjähriger Vorsitzender des Bereiches Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) und des Rheinischen Pferdestammbuches e.V., kannte unsere "Anthea" einige Jahre früher als wir, da seine spätere Frau Hedwig Ense, geb. Commer, die Stute turniermäßig vorgestellt hat, bevor sie zu uns kam. Herr Ense hat sich freundlicherweise bereit erklärt, ein Vorwort für unsere Homepage zu verfassen. Herzlichen Dank dafür!

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Wie entstand die moderne rheinische Reitpferdezucht?

Das rheinische Landschaftsbild besonders am Niederrhein als auch in der Köln-Aachener Bucht ist bis Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts geprägt gewesen von der Hochzucht des Rheinischen Kaltbluts. Als die Motorisierung und die Technik in der Landwirtschaft ihren ungebremsten Siegeszug ab etwa 1948 begonnen hat, war von den ehemals mehr als 20 000 eingetragenen Zuchtstuten in wenigen Jahren nur noch ein Restbestand vorhanden.

Gleichwohl ist in vielen ländlichen Familien die Passion zu den Pferden geblieben, so dass sowohl der Reitsport, als auch einige Jahre später zögernd die Pferdezucht wieder Fuß gefasst hat. Die bevorzugten Pferde in der aufblühenden rheinischen Warmblutzucht, etwa ab 1960, waren Pferde mit Hannoversch/Westfälischer und/ oder Ostpreußischer (Trakehner) Blutsführung. Von Beginn an wurden von den Rheinischen Züchtern die Pferde mit entsprechend edler Blutsführung favorisiert. Mehr und mehr waren solche Pferde im Focus der passionierten Züchter, die selber oder über ihre Vorfahren die Leistungsbereitschaft und insbesondere die Handlichkeit als Reitpferd unter Beweis gestellt hatten.

 

Im Folgenden will ich versuchen, exemplarisch für den größten Teil der rheinischen Züchterschaft, den Weg zu skizzieren, zu welchen Leistungen die durchhaltende Pflege einer Stutenfamilie fähig ist.

 

Die oben angeführten Voraussetzungen für den Aufbau einer erfolgsversprechenden Stutenlinie beachtend, hat so die Stute Antea, nach ihrer im ländlichen Sport überdurchschnittlichen Laufbahn ihre Zuchtjahre auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Coenen in Höllen, Kreis Jülich, erfüllt und über bisher 5 Generationen erbracht.

(Hedwig Ense, geb. Commer, auf Antea)

Geboren im Jahr 1959 in der Nähe der Pferdestadt Verden an der Aller bei Johann Ellmers / Bockhorst-Mühlentor kam sie schon frühzeitig ins Rheinland zu einem der erfolgreichsten Reiter seiner Zeit, Toni Breuer. Da sich die Hauptpassion dieses Stalles dem Springsport in den höheren Klassen widmete, wurde Antea, die bereits 1964 als Turnierpferd eingetragen worden ist, in den Einstiegsprüfungen des Turniersports, wie Eignungsprüfungen, Dressurprüfungen und Springprüfungen erfolgreich eingesetzt. Ihre ständige Reiterin dieser Zeit ist Hedwig Commer gewesen, die insbesondere im Jahre 1965 beachtliche Erfolge auf den rheinischen Turnieren mit Antea erringen konnte. Diese reiterliche Liason musste dann allerdings schon bald beendet werden, da sich H. Commer mit der Gründung einer eigenen Familie intensiver beschäftigte. Anthea bekam bei Toni Breuer sodann 2 Fohlen vom Hannoveraner Marquis, der in Ingendorf bei Ernst Herzogenrath auf dem Iveshof, einer der ehemaligen Spitzenzuchtstätten des Rhein. Kaltblutes, seinen Dienst versah. Danach wechselte die Stute zu Karl Schwan aus Widdendorf, einem Ackerbauern mit großer Pferdepassion. Auf seinem Hof stand die einzige Reithalle im Altkreis Bergheim, eine Holzhalle von ca. 15 X 30 mtr. Neben der Zuchtpassion war bei Karl Schwan der Kauf und Verkauf der Pferde eine vielleicht noch größere Neigung. Nun hatte er mit Antea eine patente Dunkelfuchsstute in Besitz, deren Hauptvorteil darin bestand, dass sie immer einsatzbereit war, nie verlor sie ihren Takt in der Bewegung, bei überdurchschnittlichem Gangvermögen. Wollte man unbedingt irgendwo Kritik üben, dann hätte man ihr eine etwas sympatischere Aufrichtung gewünscht. Hier hätten modernere Ausbilder sicherlich Wege gewusst, um die geforderte Aufrichtung, den verlangten Tempi entsprechend, anzupassen. Über Karl Schwan, der immer wieder talentierten Reitern die passenden Pferde zur Verfügung stellte, gelangte die Stute dann zu dem Nachwuchsreiter Robert Rosellen.

(Anthea 1969 in Widdendorf)                  (Anthea-Tochter Mara mit Fohlen
                                                             v. Troubadour, Tanneck 1976)
(Robert Rosellen mit Antea, Grevenbroich 1970)

 

 

 

 

Das erwies sich als gute Idee und führte zu einem erfolgreichen Miteinander von Robert Rosellen und Antea. Ihr erfolgreichstes Jahr war 1970, in dem die beiden in Springprüfungen der Klasse L und M 1.000,--DM gewonnen haben, ein für diese Zeit fürstliches Zubrot im ländlichen Sport.

(Anthea und Effekt v. Ehrensold)

Nach Beendigung ihrer sportlichen Laufbahn kam Anthea dann zu Sigrid und Dieter Coenen aus Höllen, beide pferdebegeistert, die die Stute neben täglichen Ausritten auch in der Zucht einsetzen wollten.

Zu einer erfolgsversprechenden Zucht gehört nicht nur, dass die Stute sympatisch ist, sondern das ihre Blutsführung auch höchsten Ansprüchen genügt. Im Falle Antea wurde diese Forderung durch das Blutbild mit dem Celler Hengst Aumund/ Amurath ox dem Muttervater Anblick xx und weiteren klangvollen Namen Hannoverscher Blutsführung erfüllt.Außerdem entstammt aus Anteas Mutter u.a. auch das Springpferd „Grande“ von Grande, das zunächst große internationale Erfolge für Deutschland errang und dann Olympiapferd der amerikanischen Equipe wurde.

(Hengstschau Niederbolheim 1974, Horst Ense mit dem Ldb. Riesling, dem Vater von Ranke)

Also bezog Anthea 1972 den Höllner-Hof und wurde die Stammstute für eine fruchtbare und erfolgreiche Pferdezucht. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten konnten die Coenens drei Fohlen aus der Stute ziehen. Die Treue zur Deckstelle in Niederbolheim war Ehrensache, und so lag es an dem Deckstellenvorsteher, immer den rechten Partner für Anthea parat zu haben. Zunächst wurde 1973 der Fuchs Effekt von Ehrensold geboren, dann im Jahr 1974 Rondo, genannt „Ronni“, vom Riesling, der in seinen besten Jahren mit Sigrid Coenen zahlreiche Siege und Platzierungen in Dressurprüfungen der Kl. L aufzuweisen hatte.

(Anthea und Ranke 1976)

 

 

 

 

 

Im letzten Zuchtversuch, wieder mit dem Niederbolheimer Beschäler Riesling, brachte Anthea dann 17-jährig das Stutfohlen Ranke zur Welt, mit dem die nächste Generation gesichert war.

(Hengstschau Niederbolheim 1983, Ldb. Gunter, der Vater von Garbe)

Die braune Stute Ranke, geb. 1976, hat sich dann über ihre Tochter Garbe v. Gunter weiter verewigt, deren Nachkommen, wie beispielsweise die beiden Vollbrüder Faun und Frascati vom Fidermark und Goldregen vom Goldstrand in der Dressur bzw. im Springen bis zur Kl. S erfolgreich waren bzw. sind. Auch die beiden Springpferde von Natalie Herzogenrath aus der Garbe-Tochter Gambia v. Goldstrand münden in dem Höllener Stutenstamm der Anthea. So sind über die genannten Stuten sowohl im Dressurbereich als auch im Rheinischen Springsport Empfehlungen für die Linie der Anthea bis in die Klasse S gegeben. Für die passionierte Antje Coenen-Hons war es sicher das wertvollste Erbgut, dass ihr die Stute Garbe als „Mitgift“ übereignet wurde, und so in der zweiten Züchtergeneration diese Edelsteine rheinischer Zucht gezielt weiter geschliffen werden.

Dem aufmerksamen Leser dieser Familienchronik wird aufgefallen sein, dass für ein und dasselbe Pferd zwei unterschiedliche Namen verwendet worden sind. Das hat seinen Grund; Antea wurde im Jahre 1964 als Antea II Nr. A17726/59 als Turnierpferd, hannoverscher Prägung, eingetragen. Nach der Geburt des ersten Fohlens der Antea II und der dann fälligen Eintragung als Zuchtstute hat sich der Name Anthea ergeben, und aus der Hannoverschen Stute Antea wurde die Rheinische Zuchtstute Anthea.

 

Es wäre sicherlich keine Großtat, diese Aufzählung und Würdigung auch der jüngeren Jahrgänge vorzunehmen, aber ein solcher Bericht wird nur gelesen, wenn er nicht zu lang ist, und dafür ist das Limit bereits überschritten.

 

Niederbolheim, im Dezember 2010

                                                           HORST ENSE

 

                                                       Von 1973 bis 2008

                                 Vorstand des Rheinischen Pferdestammbuches e.V.